Wales-England-Urlaub 18. bis 26. Februar 2004 
 

1. Tag: Das Fahrrad ist repariert, geschmiert und auch das Gepäck ist darauf verstaut. Noch schnell nach den Tickets sehen, dem Alltagsstress ein Ende machen und dann ab. Auf zum Ulmer ZOB, da fahren jede Menge Eurolines-Busse ab nach ganz Europa. Der Bus nach London kommt überpünktlich und fährt auch schon 15 Minuten zu früh ab. Ein rasanter belgischer Fahrer bringt uns bis Lüttich, wo das Personal dann wechselt.

2. Tag: Am Morgen zieht uns die belgische Schleierfahndung aus dem Verkehr, kontrolliert die Pässe und schickt einen Spürhund durch den Bus. Und am Kanaltunnel geht’s ähnlich weiter, alle müssen aussteigen, und das komplette Gepäck wird durchleuchtet. Doch bevor wir in die Röhre dürfen müssen wir erst noch in die britische Einreisebehörde zur Gesichtskontrolle. London ist riesig und dementsprechend lange dauert es bis wir die Viktoria Bus Station erreichen – aber pünktlich. Ich bekomme gleich noch einen Anschlusszug nach Newport.
Dort angekommen – übrigens bis dahin eine sehr schöne Landschaft – rüste ich mich und radle gleich weiter in die Walisische Hauptstadt Cardiff. Nach 20 km bin ich dort, und sehe mir gleich die Sehenswürdigkeiten im Dämmerlicht an. Einen Schlafplatz finde ich im Gestrüpp des städtischen Grüngürtels.

3. Tag: Gut ausgeschlafen (11,5 h) schaue ich noch das Prunkviertel, die Uni und das Castle an, ehe ich die Stadt nordwärts nach Caerphilly verlasse. Puh, da geht’s gleich mit 15% den Berg hoch. Schön, aber bergig ging es weiter und nach 65 harten Kilometern habe ich Brynmawr am höchsten Punkt eines langgezogenen Tales erreicht. Nach einer kurzen Erholungsphase in Jochens Bude gehen wir ins Pup, wo Jochen seinen Abschied feiert.

4. Tag: Gut ausgeschlafen und voll gegessen brechen wir auf um die Umgebung zu erkunden. Die Landschaft ist herrlich: Sumpfige urwaldartige Täler, sanfte Hügel mit karstigem Bewuchs, Felsabbrüchen… Dazu ein kalter heftiger Wind. Wir gehen um einen Bergrücken herum, um anschließend drüber zu klettern. Unendliche Schafweiden, dürre Farnwälder, Moore, Steinhalden… Völlig erschöpft aber glücklich kehren wir zurück.

5. Tag: Ich verlasse gegen Mittag die warme Stube und brause Talwärts nach Gilwern, wo ich an den Brake and Beacon Canal wechsle. Auf dem Treidelpfad geht es gemütlich dahin. Nach einiger Zeit fahre ich hinab zum River Usk und erreiche über Nebenstrecken Chepstow, wo mich von weitem  schon die Hängebrücke über den River Severn begrüßt. Nachdem ich mit Papa telefoniert habe, schaue ich mich langsam nach einer Bleibe für die Nacht um. Doch die sehr unfreundlichen Briten halten ihre Tore verschlossen, und so bleibe ich nach 85 km in Yate in einem Bushäuschen übernacht.

6. Tag: Ich kaufe ein und besorge mir eine bessere Karte. Mit dieser will ich Richtung Stonehenge aufbrechen. Die neue Karte zeigt alle Nebenstraßen und so erreiche ich über Berge und Täler Bath, das ziemlich tief im Avon-Tal liegt. Nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung geht’s bergig weiter nach Warminster. Unterwegs genieße ich gelegentlich die frühlingshafte Nachmittagssonne. Auf den viel befahrenen Straßen denke ich oft, wie wohl die Autofahrer auf der A8 Augsburg-Günzburg auf Radfahrer reagieren würden… Über die Salisbury Plains, eine sehr weite, landwirtschaftlich genutzte Gegend, erreiche ich zum Sonnenuntergang Stonehenge. Dann begebe ich mich nach 110 km wieder auf die Suche nach einem Nachtlager.
Ich werde in den Büschen am Avon-Ufer bei Durington nächtigen. Leider ist der Schlafsack beim Einpacken noch warm gewesen und hat tagsüber im Trockensack kondensiert. Und so bildet diese Feuchte beim Auspacken Eis. Hoffentlich Überstehe ich die Nacht…

7. Tag: Geschafft! Eis auf dem Schlafsack und den Taschen, aber mir ist warm gewesen! Ein guter Schlafsack! Am Vormittag radle ich durch einen Truppenübungsplatz, der leider auch in der vorigen Nacht aktiv gewesen ist, nach Andover. Dort bricht mein Gepäckträger, und schon der 3. Laden mit Schweißapparat übernimmt die Erstversorgung. Dann beginnt es zu regnen, aber ich schaffe die letzten der 70 km nach Basingstroke. Von dort bringt mich National Express nach London, wo ich in einem günstigen Hotel absteige. (£ 19,50 für eine Nacht mit Abendessen und Frühstück mitten in London!) Nach einer heißen Dusche fühle ich mich wie neugeboren, sodass ich gleich nach dem Abendessen aufbreche um das Nachtleben der Weltstadt zu erleben.

8. Tag: Nach einem ausgiebigen Englischen Frühstück mit Toast, Schwarztee und Orangejuice, packe ich, checke aus und versuche mein Gepäck vorübergehend los zu werden, um gemütlich die Stadt zu erkunden. Das ganze ist mir dann doch zu teuer!
So ordne ich mich voll bepackt im Londoner Stadtverkehr ein. Erst zum Hidepark, dann durchs Einkaufs-, Regierungs- und Chinesenviertel an die Themse zum Tower und zur Towerbridge. Dann hetze ich über den Themsepath zurück zum Busbahnhof.
Eigentlich meint man die Busfahrer hätten eine Orientierung oder zumindest eine Karte. Unsere haben beides nicht, und so irren wir eine ¾ Stunde durch London, ehe sich welche erbarmen und die etwas überforderten Fahrer aus der Metropole lotsen.
Auch nach dem Buswechsel in Brüssel wird’s nicht besser, denn das belgische Raucherpärchen am Steuer kauft sich erst mal in Aachen eine Deutschlandkarte 1:1000000 und hofft darauf die Busbahnhöfe in Süddeutschland zu finden.Nachdem wir Karlsruhe links liegen gelassen haben, übernehme ich das Lotsen durch Stuttgart und Ulm. Gut und begeistert komme ich in Ulm an. (380 km in 4 ½ Tagen!)